Illusionen

by on Jul.26, 2010, under Bücher, Erotik, Gay Romance, Horror, Mystery


Ein Sicherheitsbeamter leidet unter dem gewaltsamen Tod seines Partners und Lebensgefährten, bis ihm ein neuer Kollege eine überraschende Sicht der Dinge aufzeigt. Nichts ist wie es scheint und der Beamte gerät in einen Albtraum aus Verschwörung und Mord, der nicht vor Vampiren oder dunkler Magie Halt macht, während ihm sein Geliebter nach wie vor als Geist erscheint.
Eine Schauergeschichte, durchsetzt mit Homoerotik und einem Ende, das alles auf den Kopf stellt.

Erschienen im AAVAA Verlag 2010

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Illusionen

Die Welt entfernte sich in Zeitlupe.

Das einzige Geräusch bestand in dem hohlen Nachhall des Schusses, der sein Trommelfell beinahe zerrissen, der die Stille der Nacht wie ein Peitschenschlag geteilt und das Grauen an die Oberfläche sickern ließ.

Das Grauen, das in dem Anblick lag, der sich Samuel darbot, auch wenn er alles getan hätte, um sich vor der Realität verschließen zu dürfen.

„Cem!“
Tonlos bewegte er seine Lippen.
Seine Augen klebten am regungslosen Körper des Freundes, weiteten sich, als die dunkelrote Flüssigkeit unter den schlanken Gliedern hervortrat, eine Pfütze bildete, obwohl das leichte Hemd sein Möglichstes getan hatte, um der Flut Einhalt zu gebieten.

Nun klebte es wie eine zweite, glitschige Haut an der Brust, die Samuel liebte zu streicheln, die er geliebt hatte, mehr als es ihm bis zu diesem Augenblick bewusst gewesen war.

Mit einem Schrei fuhr er hoch, sein Herz vibrierte im Rhythmus der in ihm allein existierenden Schallwellen. Es schlug wild bis in seinen Hals hinein.

Sein Kopf dröhnte, als die Dunkelheit sich wie ein Mantel über ihn senkte, tiefer und schwerer, bis Samuel erkannte, dass er in ihr geborgen war.

Schweißgebadet, mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit, die nur durch das spärlich die Lücken zwischen den geschlossenen Rollläden durchdringende Licht erhellt wurde.

Fluchend und stöhnend quälte er sich hoch, fuhr sich durch das verwirrte Haar.

Das Blut pochte in seinen Schläfen und sein Atem raste, aber der Schrecken entschwand.

Nicht real, ein Traum nur, einer von Vielen, eine Ausgeburt seiner Phantasie, Ausdruck bewusster Ängste und wenn er Glück hatte, unerfüllter Wünsche.

In diesem Fall offensichtlich seiner Ängste, wenngleich nicht direkt derer einer unbewussten Sorte. Soviel gestand er sich ein, als er entschlossen beide Beine aus dem Bett schwang und den Lichtschalter betätigte.

Noch war Vormittag.
Wieder hatte er weniger als vier Stunden geschlafen, bevor er schweißgebadet aufgewacht war.

Diese Nachtarbeit bedeutete im Sommer nichts anderes als erzwungenen Schlafmangel und permanente Erschöpfung.

Samuel begann, sich unsicher durch das Zimmer zu bewegen, tastete nach dem Lichtschalter. Verdammte Albträume.

Elektrisches Licht flammte auf, eröffnete den Blick auf eine kleine, schlampig eingerichtete Wohnung.

Schmutzige Gläser, leere Flaschen bedeckten beinahe jede mögliche Abstellfläche zusammen mit fleckigen Kaffeetassen und leeren Papiertüten.

Unordentlich verteilte Kleidung, zerbrochene CD Hüllen, eine gleichmäßige Staubschicht und Kartons in den Ecken vervollständigten den Eindruck der Verwahrlosung.

Samuel humpelte auf die überfüllte Kochnische zu und setzt die Kaffeemaschine in Gang.
Sich zwischendurch müde das Gesicht reibend versuchte er vergeblich, ein wenig Platz zu schaffen.

„Samuel!“
Der Angesprochene zuckte zusammen, entspannte sich jedoch sofort, als er die Stimme erkannte.

„Cem, Menschenskind. Ich bekomme noch einen Herzinfarkt, wenn du dich so anschleichst“, stöhnte er und fuhr sich mit der linken Hand durch die blonden Haare, die, wären sie gekämmt, in einem leicht gewellten Seitenscheitel herabfielen.

Nur bei genauem Hinsehen waren die leicht grau weiß gefärbten Strähnen zu erkennen, die hier und dort die Pracht durchzogen, welche ständig einen Schnitt zu benötigen schien.

„Ich weiß wovon du geträumt hast.“

„Lass mich in Ruhe damit. Ich hab jetzt keine Lust auf so etwas!“

Cem schüttelte tadelnd den dunklen Kopf.

„Du hast darauf nie Lust. Deshalb verfolge ich dich damit.“

„Verschwinde!“
In Samuel begann Ärger aufzuwallen.

„Wenn du nur endlich damit aufhören könntest, mich ständig heimzusuchen?“

„War das rhetorisch?“, grinste Cem.
„Dir ist doch klar, dass du mich brauchst.“

„Ganz genau“, erwiderte Samuel trocken.
„So wie jeder einen unsichtbaren Freund braucht, der zu den unpassendsten Augenblicken erscheint und am gesunden Menschenverstand zweifeln lässt.“

Cem schnalzte hörbar mit der Zunge und blinzelte Samuel zu.
Die grünen Augen funkelten spöttisch und sandten gleichzeitig eine stumme Aufforderung in die Richtung des schmalen Mannes.

„Ich bin ein Geist und kein unsichtbarer Freund.
Dachte, soweit wären wir uns mittlerweile einig geworden.“

Samuel erhob sich unsicher, ignorierte absichtlich die Blicke des anderen.

Er seufzte. Noch nicht einmal vierzig und trotzdem schmerzten seine Glieder als wären sie durch den Wolf gedreht worden.
Der Gedanke zu sterben, solange man noch jung und gesund der Welt gegenüber treten konnte, gewann von Jahr zu Jahr an Attraktivität.

Cem folgte ihm lautlos.

„Es ist der Neue. Versuch nicht, es zu leugnen.“

„Was soll der Neue sein?“
Samuel wand sich nicht um, als er die patzige Antwort hervorstieß, während er mit tauben Fingern an der Kaffeemaschine hantierte.

„Der hübsche, dunkelhaarige Latino. Der, um den deine Gedanken kreisen, doch dem du nicht wagst, näher zu kommen. Warum nicht?“

Samuels Hände zitterten, als er das Pulver in den Filter schüttete.

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“

„Nun“, Cem lehnte sich neben ihm gegen den Küchentisch.
„Selbstverständlich zeige ich ein gewisses Interesse an meinem Nachfolger.
Zumindest was die äußere Erscheinung angeht bist du ja auf deiner Linie geblieben.“

Der junge Mann pustete selbstbewusst die glänzende Haarsträhne, die ihm in die Stirn gefallen war, zurück.

Samuel schüttelte den Kopf, drehte sich schließlich doch um und drohte ihm mit dem Kaffeelöffel.
„Wenn du nicht schon gestorben wärst…“

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